Pläne kommen nur langsam voran

Neues Rathaus in Duisburg ohne Saal für Ratssitzungen

Das geplante neue Verwaltungsgebäude auf der Brachfläche an der Steinschen Gasse soll keinen Saal für Ratssitzungen erhalten. Dafür würde zu viel Fläche benötigt. Die Mercatorhalle könnte zur Dauerlösung werden.

Der große Saal der Mercatothalle bietet genug Platz für die 102 Ratsmitglieder, vertreter von Verwaltung und Parteien. RP-Archivfoto: Crei

Von Mike Michel​

Duisburg. Die Pläne für den Bau eines neuen Rathauses an der Steinschen Gasse in der Innenstadt kommen nur langsam voran. Das liegt auch daran, dass sich die Entwicklung der Arbeitswelt in Zeiten von Homeoffice und mobiler Arbeit nur schwer prognostizieren lässt. Um möglichst flexibel sein zu können, soll daher auch erst später festgelegt werden, welche Ämter und Teile der Verwaltung konkret in dem neuen Gebäude untergebracht werden sollen.​

Klar ist allerdings, dass es im neuen Rathaus nach jetztigem Stand keine Ratssitzungen geben wird. Bekanntlich finden sie ja auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr im alten Rathaus statt. Der altehrwürdige Ratssaal 100 im Gebäude am Burgplatz fiel dafür zunächst Pandemie-bedingt aus, letztlich ist er aber nach der jüngsten Kommunalwahl zu klein geworden: Neben den 102 Ratsmitglieder muss er zu den Sitzungen auch noch Kapazitäten haben für Oberbürgermeister und Beigeordnete, für Verwaltungsvertreter, Presse und Fraktionsmitarbeiter. Deshalb ist der große Saal der Mercatorhalle Schauplatz der Ratssitzungen geworden. Für einen derart großen Raum soll es aber auch im neuen Rathaus keine Kapazitäten geben.​

Das Grundstück an der Steinschen Gasse befindet sich im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag. Die hatte zunächst überlegt, dort für sich ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten, dann aber wieder davon Abstand genommen. Auch diverse andere Projekte, die verschiedene Investoren dort in den vergangenen Jahren realisieren wollten, vom Gesundheitszentrum über Bürogebäude, Studentenwohnungen oder Dienstleistungsansiedlungen, wurden am Ende nicht verwirklicht. Nun übernimmt das von der Gebag beauftragte Unternehmen rheform Beratungs- und Planungsaufgaben. „Gesetzt“ sind dabei Bestandteile wie Bürgerservice, eine Kindertagesstätte und eine gastronomische Einrichtung, die auch für externe Besucher geöffnet sein soll.​

Der Bürgerservice Mitte soll in das neue Gebäude integriert werden. Zurzeit ist diese Einrichtung noch gegenüber in einem Gebäude am Sonnenwall untergebracht.​

Die Belegung des Rathauses soll nicht grundlegend verändert werden – allerdings gibt es Überlegungen, den kompletten Verwaltungsvorstand dort zu bündeln. Insgesamt wird mit einer Personalstärke von 3100 Mitarbeitenden ausgegangen, das sind deutlich mehr als noch zum Stand 1. Februar – da waren es 2955.​

Die Verwaltung soll zwar die Digitalisierung vorantreiben, der Bürgerservice soll aber auch zukünftig persönlich stattfinden können. Dagegen soll es im neuen Verwaltungsgebäude immer weniger Papier geben: Die E-Akte soll dort bis 2030 der Standard sein. Grundsätzlich gibt es keine festen Arbeitsplätze für Mitarbeiter mehr. Sie sollen stattdessen gemeinschaftlich genutzt werden, im sogenannten „Desksharing“. Die reine Nutzfläche des neuen Verwaltungsgebäudes wird rund 16.800 Quadratmetern betragen. Im Gebäude an der Königstraße 47 soll eine „Musterfläche“ entstehen, die 2024 fertig sein soll.​